Immer wieder Berlin, Berlin 03.-05.02.23

„Eigentlich ist Berlin nicht zum Aushalten – und gleichzeitig der einzige Ort, wo das zum Aushalten ist, dass das alles nicht zum Aushalten ist. Anziehend und abstoßend liegen ganz dicht beieinander, und im Aushalten und Umarmen der himmelschreienden Widersprüche wummert ein vielleicht utopisches Sirren, das alles erträglich macht.“
Mark Waschke
Schauspieler, kam 1995 nach Berlin; seit 2015 ist er der Berliner Tatort-Kommissar Robert Karow

„Berlin ist die Stadt, in der man am besten scheitern kann. Deutschland ist ein Land der Perfektion und der Präzision, oder versucht es zumindest zu sein; Berlin ist der Gegenentwurf zu dieser Haltung. Das ist oft sehr belastend, wenn man in Berlin wohnt und Mindestansprüche an das Funktionieren einer Stadt hat. Denn Politik, Verwaltung und Infrastruktur sind genauso ins Scheitern verliebt. Aber das bedeutet auch, dass in Berlin viel Raum für alle möglichen und schwer möglichen Experimente ist, und weil praktisch alle schon ein paar Mal gescheitert sind, ist es hier weniger schlimm und viel einfacher, ein-, zwei-, drei-, vier-, fünfmal etwas komplett zu verbocken.“
Sascha Lobo, 47,
SPIEGEL-Kolumnist, aufgewachsen in Wilmersdorf, lebt heute in Prenzlauer Berg

„Unter den zehn größten Arbeitgebern der Hauptstadt finden sich gerade mal zwei echte private Konzerne, Mercedes mit 8400 sowie der Modehändler Zalando mit gut 7000 Beschäftigten. Der Rest: ehemalige und aktuelle Staatsunternehmen wie Post und Bahn, die städtischen Kliniken, die Verkehrsbetriebe, dazu Edeka und Rewe. Kann München allein mit sieben Dax-Konzernen wuchern, sind in Berlin nur zwei Unternehmen aus der ersten Börsen-Liga zu Hause. Entsprechend sieht es auf der Einnahmeseite aus: An der Isar erwirtschaften sie mit nicht mal der Hälfte an Einwohnern die gleiche Gewerbesteuersumme wie an der Spree: drei Milliarden Euro. Das in Berlin investierte Risikokapital schrumpfte 2022 von fast zehn auf nur mehr 4,9 Milliarden Euro. Und auch die Zahl der Gründungen ging zuletzt deutlich zurück.“
Simon Book, Journalist -DerSpiegel –

(Alle Zitate aus Der Spiegel Ausgabe 7-10.02.23)

Treffender kann man es nicht sagen. Überall hängen Wahlplakate, denn die Wahlen von 2021 müssen wiederholt werden. Es ging ein eisiger Sturm an diesem Freitag durch die Stadt. Die Feuerwehr musste über 100 Einsätze bewältigen. Und dennoch, es ist immer wieder spannend in Berlin zu sein.

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    Humboldt-Forum

    Das Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Stadtschloß bietet auf 4.000 m2 viel Geschichte. Ich habe die Ausstellung BERLIN GLOBAL besucht. Zwei spannende Stunden.
    Interessant war auch die Idee die Besucher interaktiv in die Ausstellung einzubinden.

    HAU –Theater Hebbel am Ufer
    Das Hebbel am Ufer ist ein freies Theater in Berlin. Es besteht seit der Spielzeit 2003/2004 mit drei Spielstätten, seit 2020 existiert eine Onlineplattform.

    Das war schon eine großartige Vorstellung! Mehr Oper als Theater.
    In „The Ghosts are Returning” erzählt die GROUP50:50, ein Kollektiv von Künstler*innen aus dem Kongo, der Schweiz und Deutschland die Geschichte von sieben „Pygmäen-Skeletten“, die ein Schweizer Arzt in den 50er Jahren aus dem im Kongo nach Genf brachte. Sie reisen in den äquatorialen Wald zum nomadischen Volk der Mbuti, das vom illegalen Holzeinschlag bedroht ist und aus den Wäldern vertrieben wird. Mit ihnen singend und tanzend entwickeln sie ein Ritual, mit dem die sieben Geister zu Ruhe kommen können. Es entstand ein multimediales Musiktheaterstück über (neo-)koloniale Verbrechen, über den Tod und das Trauern.

    Porsche zeigt Meilensteine aus sieben Jahrzehnten Sportwagenbau im „DRIVE. Volkswagen Group Forum“ in Berlin.
    Am 8. Juni 1948 erhielt der erste Porsche-Prototyp mit der Fahrgestellnummer 356-001 seine allgemeine Betriebserlaubnis. Es war die Geburtsstunde einer Marke, die seit 70 Jahren weit mehr als nur Automobile produziert. Aus diesem Anlass präsentiert Porsche eine Sonderausstellung. „70 Jahre Porsche Sportwagen”.

    Deutsche Historisches Museum
    Hier besuchte ich die Ausstellung: ROADS NOT TAKEN. ODER: ES HÄTTE AUCH ANDERS KOMMEN KÖNNEN
    Deutsche Geschichte von 1848 bis 1989. Interessant war besonders die Geschichte über die missglückte Sprengung der Brücke von Remagen. Die amerikanischen Atombomben, die später in Japan abgeworfen wurden, waren eigentlich für Deutschland gedacht. Dadurch, dass der Vormarsch der Amerikaner nicht behindert wurde, den Nazis gelang nicht die Brücke zu sprengen, blieb Deutschland von der Atombombe verschont.